Bei Arbeiten in Werkstätten, Baustellen oder im Gartenbau kommt es nicht nur auf das richtige Werkzeug an, sondern auch die Wahl der Arbeitskleidung ist von Bedeutung. Besonders wichtig ist geeignetes Schuhwerk, das die Füße vor Verletzungen durch Stöße, Strom oder Chemikalien schützt. Speziell für diese Fälle werden Sicherheitsschuhe hergestellt. Doch Schuh ist nicht gleich Schuh und Sicherheitsschuh ist auch nicht gleich Sicherheitsschuh. Damit du im Gewirr zwischen Klassifizierungen und Schuharten den richtigen Sicherheitsschuh für deine Einsatzzwecke findest, erkläre ich in diesem Ratgeber die Unterschiede und gehe außerdem auf die Sicherheitsklassen ein. Besonders im Fokus stehen dabei die Sicherheitsschuhe S1, S2 und S3.
Was sind Sicherheitsschuhe und wo werden sie benötigt?
Bevor ich dir die Sicherheitsklassen und Schuhtypen genauer beschreibe, schauen wir uns einmal an, was überhaupt unter Sicherheitsschuhen verstanden wird, aus welchen Materialien sie gefertigt werden und wodurch sie sich von anderen Schuhen abheben.
Sicherheitsschuhe sind mehr als einfache Arbeitsschuhe, denn sie wurden entwickelt, um Füße und Zehen vor Verletzungen in Arbeitsumgebungen zu schützen, wie sie zum Beispiel beim Herunterfallen schwerer Gegenstände, bei elektrischem Stromschlag oder bei Kontakt mit gefährlichen Chemikalien passieren können. Sie sind so konzipiert, dass die Sohle guten Halt auf rutschigen Oberflächen gibt, und der Schaft widerstandsfähig gegen Stöße oder verschiedene Substanzen ist.
Als Schaftmaterialien dienen in der Regel so widerstandsfähige Materialien wie robustes Leder, Gummi oder feste und abriebfeste synthetische Gewebe. Abhängig vom geplanten Einsatzzweck können Sicherheitsschuhe über verschiedene Schutzvorrichtungen verfügen. Insbesondere sind dies:
- widerstandsfähige Zehenkappen aus Metall oder Kunststoff (oft auch Stahlkappen genannt)
- durchtrittsichere Außensohle, durch die keine scharfen oder spitzen Gegenstände von unten in den Schuh eindringen können
- spezielles Sohlenprofil mit gutem Grip, wodurch Stürze auf glatten oder nassen Oberflächen verhindert werden
- hitzebeständiges Sohlenmaterial, welches die Füße vor Hitzequellen wie heißem Metall oder Öfen schützt
- Obermaterial, das Schutz gegen Säuren, Laugen und viele andere chemische Substanzen bietet
- Polsterungen oder Einlagen, die Stöße und Erschütterungen absorbieren und dadurch nicht nur die Füße schützen, sondern bei langem Tragen auch die Gelenke entlasten
- warmes Futter als Kälteschutz
- Material mit antistatischen Eigenschaften, wodurch statische Elektrizität verhindert und die Gefahr von Funkenschlag reduziert wird, der in bestimmten Arbeitsumgebungen zu Explosionen führen kann
- wasserfeste Materialien
- elektrischer Schutz gegen Stromschlag beim Einsatz in Arbeitsumgebungen mit elektrischer Gefahr
Sicherheitsschuhe gehören bei den verschiedensten Berufen zur Ausrüstung. Sie werden zum Beispiel in den folgenden Berufszweigen benötigt:
- Bauwesen und Handwerk
- Industrie
- Metallverarbeitung
- Elektrotechnik
- Logistik
- Bergbau
- Gesundheitswesen
- Gastronomie
- Landwirtschaft
- Fischereiwesen
- Feuerwehr
- Polizei
Für jeden Einsatzzweck die richtige Sicherheitsklasse finden
Wie du sicher bei der Bandbreite der Berufszweige ahnst, kann nur eine Art von Sicherheitsschuhen nicht sämtliche Anforderungen und Bedürfnisse abdecken. Aus diesem Grund gibt es insgesamt sechs Sicherheitsklassen und mehrere Zusatznormen, welche in der DIN-Norm EN ISO 20345 geregelt werden. Außerdem gibt es zwei Klassifizierungsarten, und zwar
- Schuhe, die auf herkömmliche Weise gefertigt werden und aus Leder oder anderen Materialien bestehen
- Schuhe, die vollständig aus einem Material geformt werden, wie zum Beispiel Gummistiefel
Die Sicherheitsklassen werden wie folgt definiert:
- SB: Schuhe der Sicherheitsklasse SB gehören zur Klassifizierungsart I oder II und unterliegen keinen weiteren Anforderungen.
- S1: Schuhe der Sicherheitsklasse S1 gehören zur Klassifizierungsart I. Sie müssen an der Ferse geschlossen sein und ein ausreichendes Energieaufnahmevermögen aufweisen, um die Gelenke beim Laufen und Stehen zu entlasten. Außerdem müssen die Materialien antistatische Eigenschaften aufweisen und beständig gegen kohlenwasserstoffhaltige Substanzen wie Kraftstoffe sein.
- S1P: Wie S1, aber mit durchtrittsicherer Außensohle.
- S2: Schuhe der Sicherheitsklasse S2 gehören zur Klassifizierungsart I. Sie müssen alle Merkmale der Sicherheitsklasse S1 enthalten und zusätzlich aus wasserabweisendem Material bestehen.
- S3: Schuhe der Sicherheitsklasse S3 gehören zur Klassifizierungsart I. Die Anforderungen entsprechen denen der Sicherheitsklasse 2. Zusätzlich muss die Sohle einen Durchtrittschutz haben.
- S4: Schuhe der Sicherheitsklasse S4 gehören zur Klassifizierungsart II. Sie müssen wasserdicht sein, gegen antistatische Aufladung schützen und Energieaufnahmevermögen im Bereich der Ferse aufweisen.
- S5: Schuhe der Sicherheitsklasse S5 gehören zur Klassifizierungsart II. Die Anforderungen entsprechen denen der Sicherheitsklasse S4. Zusätzlich wird eine durchtrittsichere Außensohle mit Profil gefordert.
Damit du erkennen kannst, welche Sicherheitsschuhe bestimmte Merkmale aufweisen, sind Symbole beziehungsweise Buchstaben definiert, mit denen die Schuhe gekennzeichnet werden oder die in der Artikelbeschreibung angegeben wird. Außensohlen müssen bei Sicherheitsschuhen grundsätzlich aus rutschfestem Material bestehen und deshalb einer der folgenden drei Anforderungen entsprechen:
- SRA – Rutschhemmende Außensohle für Böden aus Keramikfliesen
- SRB – Außensohle rutschhemmend auf Böden aus Stahl
- SCR – Rutschhemmende Außensohle für Böden aus Stahl und Keramikfliesen
Passend zu unterschiedlichen Einsatzzwecken werden Zusatzanforderungen zudem mit diesen Symbolen definiert:
- P = Durchtrittsicherheit der Außensohle
- WR = Wasserdichte Materialien
- WRU = Beständigkeit des Schaftmaterials gegen Wasseraufnahme und Eindringen von Wasser
- FO = Beständigkeit der Materialien gegen Kraftstoffe
- M = Schutz des Mittelfußes
- E = Energieaufnahmevermögen im Bereich der Ferse von mindestens 20 Joule
- CR = Material resistent gegen Schnitte
- AN = Schutzvorrichtungen für Knöchel vorhanden
- HI = Isolierung der Außensohle gegen Wärme
- Ci = Isolierung der Außensohle gegen Kälte
- HRO = Außensohle ist hitzebeständig bis zu 300 Grad bei kurzzeitigem Kontakt von maximal einer Minute
- A = Material mit antistatischen Eigenschaften
- C = Leitfähiges Material
Arten von Sicherheitsschuhen und verwendete Materialien
Sicherheitsschuhe gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Formen. Schon längst sehen sie häufig nicht mehr wie klobige Arbeitsschuhe aus, sondern ähneln Sneakern, Laufschuhen oder Wanderstiefeln. Je nach Einsatzzweck und Jahreszeit kannst du zwischen den folgenden Arten wählen:
- Sicherheitssandalen mit offenen Zehen- und Fersenbereichen zum Arbeiten im Sommer oder in warmen Arbeitsumgebungen
- Sicherheitshalbschuhe, die den Fuß bis zum Knöchel bedecken und recht universell einsetzbar sind
- Sicherheitsstiefel, deren Schaft über die Knöchel reicht und damit den Fuß noch besser vor Verletzungen schützt
- Feuerwehrstiefel oder Einsatzstiefel werden speziell für Feuerwehrleute entwickelt und bieten ausreichend Schutz vor Wasser, Hitze und Feuer
- Schnittschutzschuhe oder Schnittschutzstiefel verhindern durch spezielle Schutzvorrichtungen, dass die Füße durch scharfe Werkzeuge wie beispielsweise Kettensägen verletzt werden.
In der Regel bestehen Sicherheitsschuhe aus einer Kombination verschiedener Materialien, denn nur so können sie optimalen Schutz und einen guten Tragekomfort bieten. Meistens werden die folgenden Materialien verwendet:
- langlebiges und atmungsaktives Leder
- Textilien wie Nylon, Polyester und Mesh
- Kunststoffe wie thermoplastische Polyurethane (TPU) für Schutzvorrichtungen
- Stahl oder Aluminium für Schutzvorrichtungen und Zehenkappe
- keramische Materialien zum Schutz gegen Feuer und hohe Temperaturen
- rutschfestes und strapazierfähiges Gummi für die Außensohle
Sicherheitsschuhe können klassisch mit Schnürung, mit Klettverschluss, mit Schnallen oder mit Drehverschluss geschlossen sein.
Von diesen Herstellern gibt es Sicherheitsschuhe und das kosten sie
Es gibt Sicherheitsschuhe für Damen und Herren in allen gängigen Schuhgrößen und von vielen Herstellern wie zum Beispiel:
- Timberland
- Carhartt
- Bama
- Albatros
- Feldtmann
- Dunlop
- Bullstar
- Cat
- Workpower
Sicherheit für deine Füße beim Arbeiten muss nicht teuer sein. Sicherheitsschuhe werden bereits ab rund 25 Euro angeboten. Die Modelle von Markenherstellern können jedoch je nach Ausführung und Material auch schon mal um die 200 Euro kosten. Wichtiger als der Preis sind allerdings die Schutzfunktionen und die Passform. Beides muss zu deiner Tätigkeit und zu deinen Füßen passen, damit die Schuhe ihren Zweck erfüllen und auch während längerer Tragezeiten nicht unbequem werden.
Fazit: Für jede Arbeit lässt sich der passende Sicherheitsschuh finden
In vielen Arbeitsbereichen ist es notwendig, die Füße vor Verletzungen zu schützen. Dazu wird im Handel eine Vielzahl von Sicherheitsschuhen angeboten, welche für spezifische Arbeitsumgebungen und individuelle Bedürfnisse ausgelegt sind. Sicherheitsschuhe werden nach bestimmten Normen und Klassifizierungen hergestellt, damit sie den gängigen Sicherheitsstandards entsprechen. Die Einordnung erfolgt in Sicherheitsklassen. Vor dem Kauf solltest du dich daher kundig machen, zu welcher Sicherheitsklasse deine Schuhe gehören müssen. Nicht unwesentlich sind allerdings auch die Passform und der Tragekomfort.
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